Osteopathie 

  


Geschichte:
 
Seit Anfang des 17. Jahrhunderts entwickelte sich in Europa die Kunst des Bone-Setting, das „Einrichten von Knochen und Gelenken“.
Zur damaligen Zeit waren die heutzutage üblichen bildgebenden Verfahren noch nicht entwickelt, so dass sich die Ärzte allein auf die klinischen Befunde (Adspektion und Palpation) verlassen mussten. Dabei entwickelten sich die klinischen Untersuchungs- und Behandlungsmethoden und das Wissen über die funktionelle Anatomie. Ein zentrales Thema der „Bone-Setter“ waren tastbare Gelenkfehlstellungen, die sie ursächlich als muskulär ausgelöst betrachteten und auch entsprechend behandelten.
Der US-Amerikaner Andrew Taylor Still (1828-1917) begründete vor über 130 Jahren die Osteopathie. Es wird davon ausgegangen, dass er die Methode des Bone-Settings kannte und beherrschte. Gleichzeitig war er interessiert an der Darwinschen Evolutionstheorie und der Theorie von John M. Neil über die Selbstheilungskräfte des Körpers.
Der schottische Mediziner John Martin Littlejohn (1866-1947) übertrug Stills vorwiegend anatomisches Konzept auf die Physiologie und förderte die wissenschaftliche Anerkennung der Osteopathie.
Williem Garner Sutherland (1873-1954) erweiterte das osteopathische Konzept auf den Bereich des Schädels und begründete damit die craniosacrale Osteopathie.
 
Definition:
 
Abhängig von den anatomischen Strukturen und den postulierten Funktionsmechanismen kann die Osteopathie in 3 Bereiche eingeteilt werden:
 
Parietale Osteopathie:
 
Das parietale System bezeichnet das Stützsystem des Körpers. Es umfasst alle muskuloskelettalen Anteile, wie z.B. Knochen, Gelenke, Muskulatur, Bindegewebe, Sehnen, und Bandverbindungen      
                             
Craniosacrale Osteopathie
 
Zum craniosacralen System gehört der Schädel, das zentrale und periphere Nervensystem, der Liquor, Durasack mit Bindegewebshäuten und Os sacrum. Der craniosacrale Rhythmus ist ein wiederkehrendes leichtes Ausdehnen und Zusammenziehen der Schädelknochen, ausgelöst durch die Produktion und Resorption der cerebrospinalen Flüssigkeit. Die Verbindung des Schädels mit dem Os sacrum durch den Duraschlauch lässt das Os sacrum rhythmisch schwingen.  
 
Viszerale Osteopathie
 
Zum visceralen System zähen die inneren Organe mit ihren bindegewebigen Hüllen, das dazu gehörende Gefäßsystem und das Nervensystem
Befunderhebung und Therapie erfolgen in der Regel palpatorisch und orientieren sich an den anatomisch existierenden Körperfunktionen und –strukturen. Eine Struktur, die alle 3 anatomischen Systeme miteinander verbindet, sind die bindegewebigen Fasziensysteme. Über die Fasziensysteme kann eine Störung in alle anatomischen Teilbereiche getragen werden.
 
Behandlung:
 
Die Osteopathie bezieht den gesamten Körper in die Diagnostik und Therapie mit ein. Hierzu zählen auch mentale und emotionale Aspekte, die untrennbar mit der Ganzheitlichkeit des Körpers verbunden sind. Jeder Körper verfügt über Kompensationsmechanismen, so dass Störungen aus eigener Kraft beseitigt werden können. Der Körper bringt sich, wenn die Kompensationsfähigkeit stimmt, immer wieder in die Balance.
In der Osteopathie können u.a. folgende Behandlungstechniken verwendet werden:
 

  • Faszien – Release – Techniken
  • Neuromuskuläre Techniken, wie z.B. modifizierte Strain-Counter-Strain-Technik
  • Festigungstechnik nach Marsch-Morrison
  • Behandlung von Triggerpoints
  • Manuelle Techniken zur Verbesserung der Gelenkfunktion
  • Craniosacrale Behandlungstechniken
  • Viscerale Techniken zur Verbesserung der Motilität und Mobilität der inneren Organe

 
Bei einer osteopathischen Behandlung gehen die verschiedenen Behandlungstechniken ineinander über, da sie individuell dem Behandlungsverlauf folgen.