Geriatrie – Folgen des Alterns

  

 
Definition (Pschyrembel): 
Das Altern beim Menschen - Degenerativer biologischer Prozess, der mit zunehmendem Lebensalter zu psychischen und physischen Abnutzungserscheinungen führt und meist zwischen 50 und 65 Jahren beginnt.
 
Das Altern wird beeinflusst durch folgende Bedingungen:

  • Sozioökonomische Bedingungen (Beruf, Lebensweise, Ernährung)
  • Genetische Konstitution
  • Emotionaler Umgang mit Problemen
  • Kontamination mit Schadstoffen

 
Folgen des Alterns:

  • Geringere Hormonproduktion (z.B. Altershypothyreose)
  • evtl. Verlangsamung geistiger Funktionen
  • depressive Stimmung
  • verminderte Wasserspeicherung im Gewebe
  • reduzierte Regenerationsfähigkeit
  • Elastizitätsverlust der Haut
  • Spröde Knochen
  • Nachlassende Leistungsfähigkeit der inneren Organe, Nerven, Muskeln, Sinnesorgane (Augen und Gehör)

 
Die moderne Veterinärmedizin und die Haltungsbedingungen haben die Lebensdauer der Hunde erhöht.
Aufgrund dieser Tatsache werden mehr Hunde dem Tierarzt wegen altersbedingten Veränderungen, ähnlich dem des Menschen vorgestellt. Es muss entschieden werden, ob die Veränderung des Hundes dem normalen Alter entspricht oder ob die Veränderung der Grund für eine Krankheit ist.
Eine gründliche Untersuchung und Diagnostik ist erforderlich, da im Alter die Tendenz zur Multimorbidität (gleichzeitiges Auftreten mehrerer Krankheiten) steigt. Der Beginn des Alterns lässt sich nicht generell festlegen. 
Steigt die Krankheitsinzidenz mit gleichzeitiger Abnahme der Adaptionsfähigkeit, kann damit auf den Beginn des Alterns geschlossen werden. Faktoren, die den Beginn und den Verlauf des Alterns begünstigen:

  • Genetische Disposition
  • Lebensweise
  • Ernährung
  • Stress
  • Lang andauernde Kontamination mit Schadstoffen
  • Chronische Erkrankungen

 
Unter Berücksichtigung der Krankheitsinzidenz und der Lebenserwartung kann festgestellt werden, dass Hunde zwischen 6 und 9 Jahren zu altern beginnen:

  • große Hunde eher mit 6 Jahren
  • kleine Hunde eher mit 6 – 7 Jahren

 
Veränderungen des Alterungsprozesses sind fortschreitend und irreversibel! Metabolische Veränderungen:

  • Stoffwechselrate nimmt ab
  • Leistung des Immunsystems nimmt ab
  • Autoimmune Reaktionen nehmen zu

 
Physiologische Veränderungen:

  • Zunahme des Fettgewebes
  • Verlust der Muskelmasse
  • Abnahme der Knochen- und Knorpelmasse
  • Haut wird dicker, hyperpigmentierter und weniger elastisch
  • Fell wird stumpf und glanzlos
  • Vitalkapazität der Lunge nimmt ab
  • Urininkontinenz kann auftreten
  • Herzleistung verringert sich
  • Hör- und Sehvermögen nehmen ab

 
Mögliche Verhaltensveränderungen:

  • mangelnder Appetit
  • Zunehmendes Schlafbedürfnis
  • Veränderter Schlaf-Wach-Rhythmus
  • Bewegungsunlust
  • Unruhe
  • Erhöhte Stressanfälligkeit
  • Sturheit

 
Häufige Erkrankungen:

  • Kardiovaskuläre Krankheiten
  • Degenerative Gelenkerkrankungen
  • Stoffwechselerkrankungen (Schilddrüsenunterfunktion, Diabetes mellitus, Cushing-Syndrom)
  • Neurologische Erkrankungen (degenerative Myelopathie, geriatrisches Vestibulärsyndrom)
  • Zahn- und Zahnfleischprobleme
  • Tumore

 
Geriatrische Patienten in der physiotherapeutischen Praxis:
 
Ältere Hunde werden vorrangig mit Gelenk-, Muskel oder Nervenerkrankungen in der physiotherapeutischen Praxis vorgestellt.
Eine gründliche Untersuchung und Diagnostik des gesamten Organismus  ist erforderlich, da im Alter die Tendenz zur Multimorbidität (gleichzeitiges Auftreten mehrerer Krankheiten) steigt.
Schwäche, Lethargie oder Inaktivität sind unspezifische Symptome und können unterschiedliche Ursachen haben. Diese unspezifischen Symptome treten bei fast allen Erkrankungen des älteren Hundes auf und werden allzu oft nur dem Alter des Hundes zu geschrieben. Doch oftmals ist  eine wirkliche Erkrankung des Hundes die Ursache für diese Symptome. Nur eine umfassende Untersuchung ermöglicht es, ein erfolgreiches Therapieprogramm zusammen zu stellen und dem Hundebesitzer notwendige Informationen und Übungen für Zuhause mitzugeben.
 
Literatur: „Rehabilitation und Physiotherapie bei Hund und Katze“ von Iris Challande-Kathmann